Auswertung des neunten Altersberichts der Bundesregierung
Seniorenrat des Landes Brandenburg e. V.
AG „Gesundheit und Pflege“
In der vorgenommenen Auswertung des neunten Altersberichts sind einige bekannte Details aufgefallen, die bereits in den Fachkreisen diskutiert wurden. Das gilt in besonderer Weise für die aktuelle Rentensituation sowie die damit verbundene Forderung, die Lebensarbeitszeit zu erhöhen. Da sich die allgemeine Situation der Renten in den letzten zehn Jahren deutlich verbessert hat (Erhöhung um ca. 40 %), wird übersehen, dass es Nachholbedarf bei den Erwerbsmindungsrenten sowie bei Menschen mit unterbrochenen Biografien gibt. Hier ist Handlungsbedarf angesagt.
Weiter ist dem Bericht zu entnehmen, dass die Pflege von Angehörigen, besonders bei älteren Pflegepersonen ab 70 Jahren aufwärts, einen sehr hohen Anteil ausmacht. Das stellt diese Personen vor schier unlösbaren Aufgaben.
Der Bericht setzt sich in einem weiteren Abschnitt mit der sozialen Einbindung der alten Menschen auseinander. Diese Einbindung gelingt gut bis sehr gut bei Menschen mit einem mittleren und guten Bildungsniveau, während auf der anderen Seite soziale Isolation als ein Bildungsproblem in Verbindung mit geringen finanziellen Mitteln gesehen wird. Hier muss weiter an den Strukturen der Gemeinwesenarbeit im Bereich der jeweiligen Kommunen gearbeitet werden.
Erstmalig hat sich ein Altenbericht mit dem Thema der Altersdiskriminierung (Ageismus) auseinandergesetzt. Der Bericht hat auf breite Forschungsergebnissen der letzten Jahre Bezug genommen. So wird deutlich herausgestellt, dass das Alter an sich der am häufigsten erlebte Diskriminierungsgrund für diesen Personenkreis darstellt. Es macht deutlich, dass das tägliche Erleben dieser Menschen fatale Folgen hat. Zu benennen sind Ignoranz, Bevormundung, Infantilisierung, Ausgrenzung, Benachteiligung, Missbrauch und Betrug. Das wird auf Grund des „Altseins“ täglich erlebt. Von vielen Beispielen sollen diese stellvertretend dargestellt werden:
• Presseberichte über Unfälle mit Senioren beim Autofahren
• Ablehnung von Krediten bei Banken und Sparkassen
• Enkeltrick oder ähnliche Betrügereien
• Kindliche Ansprache gegenüber Älteren
• Jugendwahn in allen Schichten
• Elitäre Ansichten bzw. „Alt und Wertlos sein“
• Lustig machen über körperliche Beeinträchtigungen
• Gesundheitliche und Kassenärztliche Einschränkungen
(s. Krebs- Vorsorgeuntersuchungen)
Es gibt noch wesentlich mehr Beispiele zu diesem Thema. Es ist leider auch so, dass manchen Menschen gar nicht bewusst ist, wo die Grenzen zwischen Fürsorge und Bevormundung liegen.
Zusammenfassend hat die AG aus dem Altersbericht herausgearbeitet:
Es ist das erste Mal, dass die Altersdiskriminierung so eindringlich herausgearbeitet wurde. Die Gefahr für die alten Menschen liegt in ihrer Scham und auch teilweise in ihrem Zustand, auf Pflege und auf sonstige Unterstützung angewiesen zu sein. Es betrifft nicht den großen Teil der älteren Bevölkerung, dennoch sind die Fälle von Altersdiskriminierung wesentlich höher als viele Menschen es in unserem Land wahrhaben wollen.
Alle Formen von Diskriminierung müssen wir in den Fokus nehmen und entschieden gegensteuern.
Ein gutes Argument ist: Alle Menschen werden irgendwann alt!
Für die AG Gesundheit und Pflege
Christian Jensen






